Ist Namibia Afrika für Einsteiger? Ist es geeignet für Afrika Neulinge und die erste Safari?
Als ich das erste Mal nach Namibia flog und das Flugzeug den Flughafen in Windhoek ansteuerte, ich die leere und endlos scheinende Wüstenei unter mir aus niedriger Höhe und mit offenem Mund bestaunte, fiel mir wieder dieser etwas despektierliche Begriff von Kritikern des deutschen Kolonialismus ein, mit dem sie die Besiedelung der Namibwüste bezeichnet hatten: Des Kaiser Streusandbüchse.
Und nach einigen Tagen Aufenthalt in Namibia fiel mir ein anderes Schlagwort ein: Afrika für Einsteiger. Und ja, zwischen diesen beiden Schlagworten oszilliert das Reiseland Namibia für mich.
Lies hier im Reiseblog für Namibia, weshalb das Land für Afrika Neulinge und Safari-Einsteiger sehr gut geeignet ist.
Namibia als Reiseland ist Klasse, aber es ist nicht das Afrika, das ich gesucht habe.
Es ist vielleicht nicht einmal das Afrika, das viele andere suchen. Das Safari Afrika der Tania Blixen wie in in „Out of Africa“, und auch das Afrika der Albert-Schweizer Mythologie ist es ebenfalls nicht, genau so wenig wie das Afrika des Bernard Grzimek, das wir aus den Fernsehsendungen unserer Kindheit kennen.
All diese Safariträume und Afrikabilder findet man eher in anderen Ländern des schwarzen Kontinents, in Ost- oder Zentralafrika, in Tansania, Kenia. Nichtsdestotrotz: Namibia übt als Urlaubs- und Reiseland, als Destination für die erste Safari, auf viele Menschen eine starke Faszination aus, die es zu ergründen gilt.
Namibia ist das perfekte Land für den Afrika – Einsteiger – stimmt das?
Das stimmt. Denn für Namibia sprechen einige gewichtige Vorteile als entspanntes und problemloses Reiseland in Afrika: Freundliche Menschen vor Ort, grossartige Landschaft, reichhaltige Tierwelt sowie eine einzigartige Kultur und Geschichte. Sehr gute touristische Infrastruktur: Teerstrassen, Unterkünfte, Autovermieter, Supermärkte, Nationalparks. Safari Veranstalter. Und kein Jetlag nachdem man ankommt, das ist ein wirklich tolles Gefühl, jedes Mal wenn ich in Afrika, bin freue ich mich darüber!
Für Gruppenreisende als auch für Individualtouristen bietet Namibia eine tatsächlich sehr gute touristische Infrastruktur mit einwandfreien Verkehrswegen, abwechslungsreicher Gastronomie und Unterkünften in allen Preislagen, vom Campingplatz bis zur Luxusranch, plus hervorragende Safari Optionen. Preislich ist Namibia – im Gegensatz zu anderen Ländern in Afrika und insbesondere zu Ostafrika – eher preiswert. Die Sicherheitslage als auch die Bürokratie sind keine Hindernisse, das Land zu bereisen. Namibia funktioniert für den Touristen ziemlich gut, und das gilt vielleicht gerade für denjenigen, der sich bisher nicht nach Afrika getraut hat, aber dennoch sehr gerne eine Safari machen würde.
Denn: verglichen mit anderen afrikanischen Ländern, deren Infrastruktur, Preisgefüge, Sicherheit und Bürokratie ist Namibia ein wirklich einfach zu bereisendes Land, für Gruppenreisen sowieso, aber auch für den Individualreisenden. Namibia ist landschaftlich ein bisschen wie Andalusien, allerdings mit viel mehr Sand, Giraffen und deutschen Einsprengseln aus der Kolonialzeit darin. Und viel mehr landschaftliche Weite und wenig Menschen darin: Das Land hat gerade etwas mehr als 2 Mio. Einwohner.
Für Fotografen ist Namibia sicherlich eines der spannendsten Safari und Landschaftsfotografie – Länder weltweit, denn es bietet einzigartige Farben und Lichtverhältnisse in der Sandwüste und Trockensavanne. Landschaftsfotografen finden genauso einzigartige Motive wie Tierfotografen auf Safari eine hohe Dichte an Tieren der Savanne finden, grosse Säugetiere wie Elefanten, Antilopen, Giraffen, aber im Etosha Nationalpark z.B. auch viele Löwen und Geparden und eine einzigartige Vogelwelt.
Warum Camping?
Das Land ist gerade für Selbstfahrer und Beginner in diesem Segment spannend, denn: Namibia bietet eine Vielzahl von Campingmöglichkeiten, je nach den individuellen Bedürfnissen:
- Einfache, rustikale Campsites: Abgelegene Campingplätze in den Nationalparks oder in den privaten Wildschutzgebieten bieten oft nur die grundlegendsten Einrichtungen – perfekte Optionen für Abenteurer, die ein authentisches Naturerlebnis suchen.
- Luxus-Camping (Glamping): Für diejenigen, die Komfort bevorzugen, gibt es luxuriösere Campingplätze, die oft mit komfortablen Zelten, eigenen Badezimmern und sogar privaten Veranden ausgestattet sind. Diese Art von „Glamping“ ermöglicht es, mitten in der Natur zu übernachten, ohne auf Luxus zu verzichten.
- Overlanding: Viele Reisende entscheiden sich, mit einem 4×4-Wohnmobil oder einem speziell ausgestatteten Overland-Fahrzeug durch das Land zu reisen und an abgelegenen Orten zu campen. Diese Reisen ermöglichen es, die entlegensten Regionen Namibias zu erkunden, und bieten eine perfekte Kombination aus Abenteuer und Komfort.
Namibia ist eines der am wenigsten bevölkerten Länder der Welt, und viele der Campingplätze liegen in abgelegenen Regionen. Diese Isolation gibt den Campern das Gefühl, völlig mit der Natur verbunden zu sein. Es gibt viele Orte, an denen man stundenlang auf keine andere Person trifft und die unberührte Natur fast für sich allein genießen kann.
Für die Safari Fotografie ist Etosha sicherlich die erste Wahl, aber ich fand die Gegend um den Kwando im Caprivi Streifen auch sehr schön und von einem Boot aus fanden sich sehr gute Motive bei tollem Licht. Mehr info zu Fotoausrüstung und Objektive für Namibia gibt es hier.
Gerade als Selbstfahrer-Land für den ersten individuell oder selbst organisierten 4×4 Trip in die tierreichen Nationalparks ist Namibia Klasse, denn gute Strassen, wenig Verkehr und ausserhalb der südafrikanischen Ferien recht wenig Besucher in den Nationalparks machen es zu einem sehr angenehmen Reiseland.
Gerade als Afrika-Selbstfahrer kann man die Vorzüge der kaum besiedelten Wildnis Namibias geniessen, und Campingplätze, Gastfarmen, Luxuslodges sowie Unterkünfte aller Preisklassen in und um die Nationalparks sehr gut in eine leicht zu bewältigende Route einplanen.
Organisieren kann man diese individuelle Reise ebenfalls sehr einfach auch über heimische Reiseveranstalter, man benötigt deshalb auch keine Jahre an Vorbereitung, und wenn man nicht gerade durch die Hauptstrecken der Offroader in Kaokoveld fährt, auch keine grosse 4×4 Erfahrung.
Namibia ist ein besonders einzigartiges Safariland aufgrund seiner beeindruckenden Vielfalt an Landschaften, Wildtieren und einer Vielzahl von Ökosystemen, die miteinander harmonieren. Hier sind einige der Hauptmerkmale, die Namibia als Safari-Destination so besonders machen:
1. Wüstenlandschaften und Tierwelt
- Namib-Wüste: Die Namib-Wüste ist eine der ältesten Wüsten der Welt, und ihre gewaltigen, roten Sanddünen, insbesondere in Sossusvlei, bieten eine atemberaubende Kulisse für Wildtierbeobachtungen. Hier sind Tiere wie Oryx, Springbock und Wüstenelefanten anzutreffen, die perfekt an das harsche Klima angepasst sind.
- Wüsten-Elefanten: Diese faszinierenden Elefanten haben sich an das Leben in der Wüste angepasst und sind ein besonderes Highlight für Safari-Touristen. Sie sind auf der Suche nach Wasserquellen oft in den entlegenen Gebieten des Damaralandes zu finden.
2. Vielzahl von Nationalparks und Wildschutzgebieten
- Etosha-Nationalpark: Einer der bekanntesten Nationalparks Afrikas, Etosha bietet eine unglaublich hohe Dichte an Wildtieren. Der Park ist vor allem für seine große Salzpfanne bekannt, die im Trockenzeitraum viele Tiere anzieht, die hier nach Wasser suchen. Hier kann man eine Vielzahl von Tieren wie Löwen, Elefanten, Nashörner, Giraffen und Zebras beobachten. Mehr über Etosha: hier
- Damaraland: Dieses Gebirgsmassiv ist bekannt für seine eindrucksvolle Landschaft, die Wüsten-Elefanten und die seltenen Wüstenspringböcke beheimatet. Auch die berühmten Felsmalereien der San und die Brandberg-Bergformation ziehen viele Besucher an.
3. Exklusive und abgelegene Safarierlebnisse
Namibia hat eine relativ geringe Bevölkerungsdichte, was bedeutet, dass viele Safaris exklusiv und weniger überlaufen sind. Safaris können in privaten Schutzgebieten oder exklusiven Lodge-Bereichen stattfinden, die den Besuchern das Gefühl geben, in einem unberührten, abgelegenen Teil der Welt zu sein.
4. Vielzahl von Wildtierarten
Namibia bietet eine beeindruckende Auswahl an Wildtieren, von den klassischen „Big Five“ (Löwen, Elefanten, Leoparden, Nashörner, Büffel) bis zu Wüstenadaptierten Tieren und seltenen Arten. Man kann hier auch gepanzerte Nashörner, Geparden, Hyänen, sowie das seltene schwarze Nashorn beobachten.
5. Vogelschutz und Ornithologie
Namibia ist auch ein Paradies für Vogelbeobachter (manchmal auch in Englisch als „Birder“ bezeichnet). Der Caprivi-Streifen im Nordosten des Landes ist für seine reiche Vogelwelt bekannt, darunter Flamingos, Adler, und seltene Arten wie der Ross-Turako. Im Etosha-Nationalpark und den Feuchtgebieten sind zahlreiche Vögel heimisch.
6. Das einzigartige Erbe der Namibianer
Namibia bietet nicht nur unvergessliche Naturerlebnisse, sondern auch kulturelle Einblicke. Die traditionelle Lebensweise der Herero, Himba und San, sowie die Möglichkeit, in authentischen Dörfern und bei ethnischen Führungen mehr über die Menschen und ihre Geschichte zu erfahren, machen das Safari-Erlebnis noch einzigartiger.
7. Gute Infrastruktur und Safarimöglichkeiten
Namibia hat eine gut entwickelte touristische Infrastruktur, die es Safarigästen ermöglicht, bequem von einem Ziel zum nächsten zu reisen. Viele Luxussafaris bieten exklusive Unterkünfte, die in atemberaubende Umgebungen eingebettet sind, und führen durch abgelegene, unberührte Wildnisgebiete. Aber das macht Namibia ebel als Einsteigerland so gut: Die Unterkünfte zielen nicht nur auf das Luxussegment, sondern es gibt eine gute Auswahl an mittelpreisigen Lodges und Unterkünften sowie eine tolle Auswahl an Campingplätzen für Selbstfahrer.
8. Hochwertige Fotomöglichkeiten
Die Landschaften Namibias bieten außergewöhnliche Möglichkeiten für Fotografie – ob die goldenen Dünen der Namib, die weiten Ebenen von Etosha oder die dramatischen, zerklüfteten Felsen des Damaralandes. Es ist ein wahres Paradies für Naturfotografen. Siehe dazu meine Fototipps für die Safari-Fotoausrüstung.
9. Nachhaltiger Tourismus
Namibia setzt stark auf nachhaltigen Tourismus und hat viele Initiativen gestartet, um die Tierwelt und das natürliche Erbe zu schützen. Viele Lodge-Betreiber arbeiten eng mit lokalen Gemeinschaften zusammen, und es gibt zahlreiche Natur- und Wildschutzprojekte, die mit den Tourismuseinnahmen finanziert werden.
- Nachhaltiges Camping: Namibia setzt stark auf ökologischen und nachhaltigen Tourismus. Viele Campingplätze sind in privaten Wildschutzgebieten oder auf Ranches gelegen, die eine wichtige Rolle im Schutz von Flora und Fauna spielen. Das bedeutet, dass der Aufenthalt an diesen Orten oft auch dazu beiträgt, die lokale Natur zu bewahren.
- Freiheit und Flexibilität: Camping gibt dir die Freiheit, die Natur in deinem eigenen Tempo zu erleben und selbst zu entscheiden, wie und wo du deine Tage verbringst. Man kann spontane Ausflüge unternehmen oder einfach den Tag in der Ruhe der Natur genießen.
Namibia Reiseblog: Meine Empfehlungen für Afrika-Selbstfahrer
Keinen Tagesabschnitt länger als 500 km fahren. Zwar sind die Strassen kaum befahren, und man fährt sehr entspannt eine Durchschnittsgeschwindigkeit die Nahe der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h liegt, aber nicht vergessen: Ihr seid im Urlaub, und nicht auf der Flucht.
Selbstfahrer sollten beachten, dass man an Tankstellen in Namibia nur mit Bargeld bezahlen kann, das Tankstellennetz ist ziemlich dicht, und die meisten vor Ort zu erhaltenden Strassenkarten führen die Tanken für jeden Ort auf.
In Windhoek gibt es eine grosse Auswahl an Autovermietern, welche normale PKW als auch 4×4 Fahrzeuge (meistens Toyota Hilux, aber auch Nissan oder Landrover) vermieten, wahlweise mit Campingausrüstung, Benzintanks für lange Strecken und Offroad Equipment wie Sandbleche und Schaufeln. Die meisten Vermieter bieten einen Notfallservice an, und können im Fall einer Panne/Unfalls recht schnell ein Ersatzfahrzeug stellen. Buchen kann man direkt bei Ihnen, oder über einen deutschen Reiseveranstalter.
Namibia-Safari: Reisettipps für Selbstfahrer
Alle Nationalparks wie Etosha oder der Kalahari Transfrontier Park und Naturwunder Namibias wie der Brandberg oder die Sanddünen in Sosussvlei sind sehr bequem über asphaltierte Strassen zu erreichen, erst unmittelbar in den Parks gehen diese Strassen in sogenannte Gravelroads oder pads über, Schotterpisten oder Sandwege.
Je abgelegener die Landschaft wie z.B. Damaraland oder die Wüste entlang der Skelettküste, desto schlechter die Strassen und die touristische Infrastruktur. Die Campingplätze in Namibia sind eingezäunt, nächtliche Tierbesuche beschränken sich also auf Schakale und Vögel.
Für Gruppenreisen und Afrikaerstlinge gilt in Namibia: Alles überhaupt kein Problem. Ja, man kann im Zentrum in Windhoek zu Fuss und unbewaffnet durch die Strassen gehen. Ja, es gibt eine Strassenecke Fidel Castro Strasse/ Robert Mugabe Strasse. Ja, die meisten weißen Leute sprechen deutsch, in fast allen Geschäften und Gästefarmen sowieso.
Und nein, man benötigt keine Spezialkleidung für Safaris, je nach Jahreszeit gilt lediglich: Sonnenschutz ist unbedingt notwendig, insbesondere im namibischen Sommer, also wenn in Deutschland Winter ist.
Nein, man benötigt auch keine dicken Wanderstiefel für eine Reise nach Namibia. Sand und Hitze machen das ziemlich unnötig, ein fester Halbschuh für Wanderungen oder Walking Safaris reicht aus, wer nur im Auto bzw. Bus sitzt, dem reichen Halbschuhe. Für Camper sind Turnschuhe oder Sandalen ausreichend.
Eine Reise nach Namibia bedeutet also: Einzigartige Landschaft und Tierwelt, ein gut strukturiertes Land für den indiviuduellen Reisenden, ein dankbares Ziel für organisierte Gruppenreisen bei Abwesenheit von pauschalisiertem Massentourismus. Wer in Namibia das Gefühl des „wahren“ Afrika vermisst, der fährt nach Tansania oder Botswana. Oder sucht den Caprivistreifen auf, Namibias Landzunge in das schwarze Herz Afrikas. Wo man dann Schilder sieht wie folgt, und denkt: Endlich in Afrika!
- Safari Blog Tipp: Ab Rundu im Norden Namibias bis hin zur Grenze nach Bostwana und Sambia am östlichen Ende des Caprivistreifens wird es „afrikanisch“
Noch Fragen zu Namibia? Schickt mir eine Mail oder kommentiert, ich antworte sehr gerne. Oder sucht das Namibia-Forum auf, hier wird jede Frage fundiert beantwortet!
Reiseführer Selbstfahrer und Camping
Hier eine kleine Auswahl an guten weil praktischen Reiseführern für deine (erste) Camping-Safari (Werbung)
- Camping in Namibia (aktualisiert 2024)
- Mit dem Wohnmobil durch Namibia
- Reise Know-How Namibia, auch von 2024
- Bradt Guide (in Englisch, aber immer gut und praktisch)
Fazit: Das perfekte Land für Safari-Einsteiger?Ja!
Namibia zeichnet sich durch eine Kombination aus außergewöhnlichen Landschaften, einzigartigen Tieren und einer friedlichen, ungestörten Atmosphäre aus. Die Möglichkeit, in einer solch unterschiedlichen und doch intakten Naturwelt auf Safari zu gehen, macht Namibia zu einem besonders eindrucksvollen Ziel für Naturliebhaber und Safari-Enthusiasten, und insbesondere für Neulinge, Familien und „Safari-Einsteiger“.
Auswahl an Safarianbietern für eine organisierte Naimibia-Safari: