Azoren Reisetipps: So gelingt deine Reise nach Sao Miguel, Pico, Terceira und Faial
Eigentlich dürfte ich über die Azoren in diesem Reiseblog gar nichts schreiben, keine selbsterlebten Reisetipps empfehlen, und dieses tolle Reiseziel in Europa statt dessen einfach verschweigen.
Zum Glück werden die Azoren aber auch in absehbarer Zeit keine massentaugliche Destination werden, denn es fehlen: große lange Sandstrände, Hotelbunker, preiswerte Charterflüge ab Europa, ein billiges Nachtleben.
Was die Azoren für Traveller abseits der großen Touristenströme aber dann im Umkehrschluss zu einem wirklich lohnenswerten Ziel für eine Reise macht. Und das schönste bei einem Tripp auf diese wunderbare Inselgruppe: Das Meer ist immer in Sichtweite. Und hat Kultur und Geschichte, Gastronomie und Tradition zu dem geformt, was wir heute als Reisende auf den Azoren entdecken und erleben dürfen.
Kleine Nachhilfe in Geografie: Wo liegen die Azoren noch mal?
Die Azoren sind eine Inselgruppe im Atlantik, ca. 1500 km von der portugiesischen Küste entfernt. Sie gehören seit ihrer Entdeckung um 1427 zu Portugal, demnach heutzutage zur Europäischen Union. Die Währung auf den Azoren ist der Euro.
Die insgesamt neun Inseln der Inselgruppe sind nur von ca. 250.000 Einwohnern bewohnt und erstrecken sich über mehr als 600 km, die Landfläche beträgt lediglich 2330 Quadratkilometer.
Eine wie ich finde spannende Tatsache ist, dass die westlichsten Inseln, also Corvo und Flores, geologisch betrachtet bereits zu Amerika gehören, weil sie auf der nordamerikanischen Erdplatte liegen.
Die Azoren sind für Traveller insgesamt wirklich einfach zu bereisen, die touristische Infrastruktur ist sehr gut, alle Inseln besitzen einen Flughafen, Fährverbindungen, Mietwagenverleiher, und sehr schöne Hotels und Boutiquehotels, sowie eine gute Breite an Unterkünften zwischen Basic und Luxus.
Rundreisen sowie ein Inselhopping sind sehr leicht zu organisieren, entweder vor Ort oder von Deutschland aus über eine Reiseagentur.
Für wen eignen sich die Azoren als Reiseziel?
Für wen eignen sich die Azoren als Reiseziel: Für Naturliebhaber, Wanderer, Kulturinteressierte, Geschichstfreaks, für Menschen, die eine charaktervolle, qualitätshaltige Destination abseits des Massentourismus suchen.
Die freundlichen Inseln im Atlantik bieten genau dies. Zudem den höchsten Berg Portugals, eine faszinierende Geschichte des Walfangs, sowie zwei UNESCO Welterben, nämlich die barocke Altstadt von Angra auf Terceira und die Weinkultur mit ihren per Vulkangestein abgesteckten Parzellen und Weinbergen auf Pico. Und, Stichwort Walfang, welcher auf den Azoren übrigens nicht mehr praktiziert wird: Die Inseln sind DAS Topziel in Europa für Whalewatching, insbesondere für Pottwale.
- Lies hier mehr über die UNESCO Welterbestätten von Portugal
Azoren Reisetipps: Fokus auf die Inselgruppen
Zum Bereisen der Azoren hat sich bewährt, die Inselgruppe in drei Untergruppen aufzugliedern. Wer sich nicht sicher ist, wie er eine Rundreise planen soll, kann sich auf die jeweilige Inselgruppe fokussieren, und schwerpunktmäßig dort bleiben.
Es gibt die östliche Inselgruppe mit der größten Insel und der Hauptstadt der Azoren, nämlich Sao Miguel mit Ponta Delgada und der kleineren Insel Santa Maria. Sao Miguel ist die wichtigste Stadt des Archipels und auch touristisches Zentrum.
Die zentrale Inselgruppe umfasst die Inseln Faial, Pico, Graciosa, Sao Jorge und Terceira.
Die westlichste und touristisch am wenigsten besuchte Inselgruppe bilden Flores und Corvo. Die Highlights der Azoren sind recht gleichmässig verteilt, was eine Entscheidung, wo man hinreisen sollte, etwas erschwert.
Zur besseren Orientierung unterteilt man die Azoren in eine östliche, zentrale und westliche Inselgruppe
Wer mich nach einer Empfehlung fragt: Ich würde die zentrale Inselgruppe bereisen (bzw. habe es getan), hier kannst du sehr einfach zwei bis drei sehr abwechslungsreiche Wochen verbringen, und du kannst zwischen den recht nahegelegenen Inseln mit Fähren herum kommen.
Die zwei UNESCO Welterben der Azoren befinden sich auf Inseln dieser zentralen Gruppe, nämlich auf Pico und auf Terceira. Die zentralen Inseln der Azoren bieten sehr viele Aktivitäten, Ausflüge, Wandern, Natur, lokale Spezialitäten wie den Käse auf Sao Jorge, die Wale und das Meer.
Anreise: Wie kommt man auf die Azoren?
In Zeiten der Klimadebatte dies vorweg: Mit dem Schiff ab Portugal auf die Azoren reisen ist keine Option. Es bleibt nur der Flieger. Ab Deutschland, Österreich und der Schweiz hat man die Wahl zwischen mehreren grundsätzlichen Möglichkeiten der Anreise per Flugzeug – folgend die Fluggesellschaften und Routen:
1. Azores Airlines: Diese sehr interessante Fluggesellschaft (ehemals SATA Air Acores) ist sozusagen der National Carrier der Azoren und verbindet die Inseln mit Portugal, Europa, aber auch den USA und Kanada sowie den Kapverden.
Ab Deutschland gibt es Direktflüge auf die Azoren. Ab Frankfurt zwei Mal die Woche mit Azores Airlines ohne Zwischenhalt direkt nach Ponta Delgada, ab München über Porto nach Ponta Delgada.
Azores Airlines fliegt übrigens auch von den Azoren nach Funchal und Las Palmas/Gran Canaria, wer also diese atlantischen Inselgruppen verbinden möchte, kann einen spannenden Gabelflug buchen und die Azoren mit Madeira als auch den Kanaren kombinieren.
2. Lufthansa ab Frankfurt direkt und nonstop, ohne Umsteigen, nach Ponta Delgada (IATA Code: PDL) auf Sao Miguel. Momentan wird dieser Flug nicht täglich angeboten, meistens geht er Samstags und Sonntags und eher saisonal, also im Sommer. Bitte prüfe bei der LH, wann genau geflogen wird und ob auch im Sommer 2024 diese Flugstrecke bedient wird.
3. Tap Air Portugal und Ryanair. Anreise über Lissabon bzw. Porto. TAP Air Portugal als auch Azores Airlines und Ryanair bieten mehrere direkte Routen auf diverse Azoreninseln an. Jeweils ab Lissabon und Porto geht es nach Ponta Delgada, mit TAP aber auch nach Terceira, Faial und Pico. Von Ponta Delgada werden alle anderen Inseln der Azoren angeflogen, ebenso von Terceira.
Anreise nach sao Miguel bzw. die Azoren ab der Schweiz oder Österreich: Edelweiss bedient saisonal die Strecke ab Zürich. Ansonsten ist umsteigen angesagt, am besten wohl über Lissabon, welches von Zürich als auch Wien angeflogen wird. Also preiswert mit Ryan Air dorthin, oder bei TAP Air Portugal nachschauen.
Wer ggf. Sparpotenziale bei seiner Flugbuchung heben möchte, fliegt preiswert nach Lissabon und von dort per zweitem Flugticket auf die Inseln im Atlantik. Halte ich aber für nicht sehr erstrebenswert. Bei der Buchung mit TAP und dem Umsteigen in Porto oder Lissabon empfehle ich, zwischen den beiden Flügen genug Zeit für das Umsteigen einzuplanen (mindestens zwei Stunden in Lissabon), damit auch dein Gepäck mitkommt.
Weitere direkte Flüge auf die Hauptinsel des Archipels und den Flughafen von Ponta Delgada bieten saisonal Ryan Air ab London Stansted und Swiss ab Genf an.
Für Rundreisen zwischen den Inselgruppen bieten sich demnach zwei Verkehrsmittel an: Das Flugzeug sowie die lokalen Fähren.
Herumkommen im Archipel und zwischen den Inseln
Auf den Inseln: Bus, Mietwagen, Taxi, per Pedes, zu Fuß.
Auf den Inseln selbst gibt es, wer im Backpacker-Stil verreisen möchte, ein rudimentäres Bussystem, welches mich irgendwie an Tahiti erinnert hat: Die Busse verkehren zeitlich erratisch, aber sie fahren. So kann man viele Wanderungen mit einer Busfahrt beginnen und zurücklaufen, oder umgekehrt.
Für einfache Strecken auf den Inseln kann man auch immer ein Taxi nehmen, diese sind preiswert.
Wer gerne unabhängig ist, mietet sich ein Fahrzeug, dies ist sogar auf den kleineren Inseln möglich, die Preise für einen Kleinwagen sind moderat, die Straßen überall gut und asphaltiert.
Ansonsten gilt auf den Azoren: Das sind Inseln für Wanderer und Fußgänger. Die kleinen Hafenstädte wie Horta auf Faial oder das extrem malerische Angra do Heroismo auf Terceira sind ohnehin am besten zu entdecken, wenn man zu Fuß geht.
Zwischen den Inseln per Fähre
Wer allerdings für ein Inselhopping Zeit hat und seefest ist, der nimmt die Fähre.
Insbesondere die zentrale Inselgruppe lässt sich so sehr gut bereisen. Die Insel Faial, Pico und Sao Jorge liegen quasi in Sichtweite, Terceira ist etwas weiter entfernt, aber mit der Fähre kommt man dort von Faial auch hin, mit Zwischenhalt in Sao Jorge.
Für die Seereise nach Terceira sollte man seefest sein, eine Tüte einpacken oder Pillen gegen die Seekrankheit vorab zu sich nehmen. Sobald man aus dem Windschatten von Sao Jorge oder Terceira kommt, wird der Atlantik seinen Ruf gerecht, und Wellenberge türmen sich auf, das ist wirklich fabelhaft.
Die Tickets für die Fähre kann man in den örtlichen Reisebüros kaufen, oder ganz klassisch, bei der Fährgesellschaft direkt am Hafen. Den Fahrplan kann man bei Atlantico Line online abfragen bzw. dort auch die Tickets online erstehen.
Ein Preisbeispiel für die Fährverbindung in der zentralen Azorengruppe: Die einfache Fahrt zwischen Faial und Pico kostet 12 Euro. Die einfache Fahrt zwischen Faial und Angra auf Terceira kostet 32 Euro pro Person.
Wer von der östlichen Inselgruppe zu den zentralen Eilanden des Archipels reisen möchte: Die Fährstrecke zwischen Sao Miguel/Ponta Delgada und Terceira/Praia da Victoria kostet 50 Euro für einen Erwachsenen, einfache Fahrt.
Für Senioren und Familien gibt es auf allen Routen sehr gute Rabatte!
Und: Atlantico bietet einen preiswerten Fährpass an, dieser heißt „Sea Pass Azores 4You“. Für Fahrten innerhalb einer Inselgruppe kostet dieser 80 Euro, für den gesamten Archipel kostet der Fährpass 130 Euro.
Die Fährverbindung zwischen Pico und Faial wird das ganze Jahr angeboten. Ebenso die Strecken zwischen Corvo und Flores und Pico und Sao Jorge. Alle anderen Fährverbindungen sind saisonal und solltest du vorab prüfen.
Die meisten anderen Strecken zwischen den Inseln der Azoren werden nur in der Zeit zwischen Ende Mai und Ende September von den Fähren bedient. In der Wintersaison ruht der Fährverkehr auf diesen Routen, da bleibt nur der Flieger!
Flugverkehr zwischen den Inseln: Inselhopping
Für weiter entfernt gelegene Inseln sind die Dienste von Azores Airlines kaum zu ignorieren. Jede Insel hat einen Flughafen und wird meist von mehreren anderen Inseln aus angeflogen, die Preise für Flugtickets sind günstig und liegen meistens um weniger als 100 Euro für den einfachen Flug.
Für das Inselhopping zwischen den Inseln kann man die Tickets online direkt bei den Fluggesellschaften kaufen oder bei lokalen Reisebüros.
Highlights, Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, Whale Watching
Die folgende Auswahlliste ist absolut subjektiv, beruht auf eigenen Erfahrungen, und erhebt keinen Anspruch auf eine dogmatische Wahrheit. Ich bin nur Reiseblogger mit einer Schwäche für abgelegene Inseln und UNESCO Welterben mit wenig Besuchern!
Alle Inseln der Azoren eignen sich ganz hervorragend für Wandertouren, da möchte ich keine hervorheben. Es gibt auch Strände auf den Azoren, mit schwarzem und weissen Sand, als auch vulkanische Natur-Schwimmbecken, welche ziemlich klasse sind. Baden kann man also auch.
Whalewatching geht auch von fast allen Inseln, Schwerpunkt ist aber die zentrale Inselgruppe mit Pico und Faial als Ausgangsbasis sowie auf bzw. vor Sao Miguel. Du kannst bei diesem Anbieter schauen und ggf. auch reservieren.
- Zum Whalewatching vor Faial oder Pico bitte hier entlang (Werbung).
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten Sao Miguel: Bananen, Orangen und Tee.
Die Altstadt von Ponta Delgado ist sehr hübsch. Zudem besitzt die Insel Europas einzige Teeplantage, das finde ich schon sehr sensationell. Ebenfalls sehr besuchenswert ist der botanische Garten Terra-Nostra bei Povoacao. Whale Watching ist auch möglich um Sao Miguel.
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten Pico: Portugals höchster Berg, Weinanbau, Geschichte des Walfangs, Europas bestes Whalewatching
Diese Insel der zentralen Gruppe ist eigentlich die aus dem Wasser ragende Spitze eines Berges, genauer des höchste Berg Portugals, des Ponta da Pico mit 2351m Höhe. Ziemlich spektakulär, wie dieser Vulkan über dem Meer thront. Pico lebte früher vom Walfang, und die alte Walfängerstation als auch das Museum sind wirklich toll. Vor Pico tummeln sich die Pottwale, ab den kleinen Orten Lajes, Sao Joao und Madalena kann man zum Wale und Delfine beobachten auf das Meer fahren. Vor Pico wurden bereits mehr als 20 Arten der Meeressäuger gesichtet, darunter Pottwale, Orcas, Finnwale und Seiwale sowie die seltenen Truewale.
Eine Fahrt in Richtung Bergspitze, mit dem Mietwagen, ist sehr schön. In Madalena am Hafen gibt es Autoverleiher. Zudem, als ob Pico nicht schon so sensationell genug wäre, gibt es noch ein veritables UNESCO Welterbe zu bewundern. Die Kulturlandschaft des Weinanbaus auf Pico ist seit 2004 Welterbe.
Ähnlich wie z.B. auf Lanzarote wurden hier die vulkanischen Gesteine genutzt, um kleine Parzellen für den Wein zu ummauern. Diese Kulturlandschaft erstreckt zu Füßen des Berges bei den Ortschaften Madalena, Arcos, Lajido und Cabrido im Nordwesten von Pico und wird auf portugiesisch Zona das Adegas genannt.
Pico hat außerdem noch mit der Gruta das Torres die längste Lavahöhle Europas im Aktivitätenangebot.
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten Faial: Kaldera, Altstadt, Geschichte satt
Ich liebe den kleinen Hauptort der Insel, das Städtchen Horta. Am Hafen zu stehen, egal bei welchem Wetter, das Meer riechen, und den ankommenden Fähren und Booten zuschauen, das ist wunderbar.
Von Horta geht die Fähre nach Pico und Sao Jorge. Zudem bietet die Bucht von Horta ein wunderbares Walfangmuseum. Und für Geschichtsfreaks: Captain Cook machte in dieser Bucht auf einer seiner Reisen in die Südsee Station und schritt über den schwarzen Sand.
In Horta gibt es einige sehr nette Restaurants, Autoverleihe, einen großen Supermarkt, ein Büro der TAP.
Zudem ist der Ort Relaisstation für viele Segler auf dem Weg von und nach Amerika und die Karibik, und die vielen Boote und Seeleute und Geschäfte für maritime Ausrüstung verleihen Horta eine ganz eigene Atmosphäre. Im Hafen haben sich auf der Hafenmole die Segler in bunten Zeichnungen und Grafitis verewigt.
In der berühmten Bar „Peter Café Sport“ lohnt sich einzukehren und wer hier kein Seemansgarn geschenkt sowie diverse Gin Tonics eingeschenkt bekommt, dem ist nicht zu helfen.
Die Kaldera von Horta ist einen Tagesausflug wert, mit tollen Aussichten nach Pico und auf die bekannten blauen Hortensien der Insel.
Für Freunde der Technikgeschichte kann man auf Faial noch nach Relikten der Kabelstationen suchen, viele der Häuser und Verwaltungsgebäude der Telegrafie-Unternehmen stehen noch. In den 1920er und 1930er Jahren verlegten viele Firmen aus Europa und den USA Unterseekabel im Atlantik für die Telefonie und Telegrafie zwischen Europa und Amerika.
Auf Faial gab es einige Relaisstationen für diese Kabel, sowie Wohnhäuser für die Arbeiter und Ingenieure. Das ist ein wirklich spannendes Kapitel von Technikgeschichte, lokale Guides können euch die alten Gebäude zeigen.
Der Kanal zwischen Horta und Pico ist bekannt für seinen Fischreichtum, wer denkt, Hochsee-Angeln sei sexy, der chartert hier ein Boot und freut sich, wenn er schlauer ist als ein großer Fisch.
Von Hafen Horta werden auch Whale Watching Fahrten angeboten, in die sehr walreichen Gewässer vor Pico. Pottwale, Finnwale, wer Glück hat bekommt einen vorbeireisenden Blauwal zu Gesicht. Diverse Delfinarten gibt es auch.
Sehenswürdigkeiten Terceira: Stiere, Strände, barockes Angra do Heroismo
Eine der schönsten barocken Altstädte Europas, und als architektonisches Ensemble wirklich charmant und wunderschön ist die Hauptstadt der Insel Terceira, Angra do Heroismo. Hier kann man flanieren, es gibt schöne Geschäfte und Cafés, und man kann sich in den bunten engen Gassen verlieren. Angra war eine der wichtigsten Zwischenstationen für die großen Segler im 16. und 17. Jahrhundert auf dem Weg von und nach Amerika. Hier wurde gehandelt, Schiffe repariert und Ausrüstung verkauft. Angras barocke Altstadt ist seit 1983 Bestandteil des Welterbes der Menschheit, und für mich eine der schönsten Altstädte Europas.
Terceira hat mit dem Strand von Praia da Vitoria, der zweitgrössten Stadt der Insel, den vielleicht schönsten Strand der Azoren zu bieten. Schwarzer Sand, in einer elegant geschwungenen Bucht und von der Altstadt von Praia umgeben. Sehr charmant!
Zudem ist Terceira für seine Zucht von Kampfstieren bekannt – wer hier wandert, muss tatsächlich aufpassen, nicht über die falsche Weide zu laufen. Kampfstiere sind für ihre Humorlosigkeit bekannt, und sie können deutlich schneller laufen als du!
Zusammen mit den Inseln Faial, Pico und Sao Jorge bildet Terceira, auf welcher Angra do Heroismo liegt, die zentrale Inselgruppe der Azoren, welche sich im Rahmen einer kürzeren Reise sehr gut verbinden lassen.
Die barocke Altstadt von Angra ist für Fotografen, Reisende, Historiker eine wahre Perle: Mit ein wenig Fantasie und dem Ausblenden des Jetzt fühlt man sich mit Leichtigkeit in das 17. Jahrhundert zurück versetzt. Und was das besonders Tolle ist: Man kann mitten im Welterbe wohnen bzw. übernachten, denn es gibt mehrere barock-historische Optionen inmitten der Altstadt von Angra.
Innerhalb von Angra benötigt man kein Auto, sondern kommt sehr gut zu Fuß überall hin. Ein schönes Ausflugsziel ist der Hügel oberhalb von Angra, von welchem sich ein wunderbares Panorama der kleinen Stadt bietet, siehe das obere Foto. Das folgende Foto ist vom Monte Brasil aus geschossen, der Angra vorgelagerten kleinen Halbinsel, welche zu Fuß sehr gut zu erreichen ist, und ebenfalls ein pittoreskes Panorama bietet.
Die Insel Terceira bietet tolle Outdoor Aktivitäten wie Canyoning, Kajakfahren, Whalewatching, Wandern. Hier ist eine Übersicht mit Buchungsoption
In Angra do Heroismo findet der Reisende eine sehr gute Infrastruktur vor:
- Supermärkte
- Museen
- Cafes
- Restaurants
- Reisebüros
- Klamottenläden
- Autovermietung
- Hafen mit Fährverbindungen (nur im Sommer)
- Flughafen mit Flügen auf alle anderen Inseln der Azoren (ganzjährig)
Alles, wie bereits erwähnt, sehr gut zu Fuß erreichbar. In den engen Gassen von Angra mit einen Auto zu kutschieren, halte ich für nicht wirklich empfehlenswert.
Die Insel Terceira ist landschaftlich sehr schön (erinnerte mich immer wieder an Kastilien) und mit dem Mietwagen sehr gut zu entdecken. Besonders der Strand im Örtchen Preia da Vitoria ist einen Ausflug wert.
Auf Terceira existiert eine lokale Stierkampf – Tradition. Deshalb gibt es dort Stierzüchter, und die Kampfstiere werden im Inselinneren in Gehegen gehalten bzw. traben frei über eingezäunte Wiesen. Wer also auf Terceira wandert, sollte sich beim Überklettern von Zäunen oder dem Überqueren von Wiesen vorher versichern, dass keine schwarzen iberischen Kampftstiere in der Nähe bzw. innerhalb des Gatters sind. Mit diesen Tieren ist absolut nicht zus spaßen, und sie benötigen kein rotes Tuch, um euch auf die Hörner zu nehmen! Das gilt auch für die Kühe!
Ansonsten besticht Angra, wie die anderen Azorenstädtchen auch, durch die Freundlichkeit seiner Einwohner, die entspannte Atmosphäre, und die Traveller – freundliche Infrastruktur.
Der UNESCO Welterbestatus von Angra ist absolut verdient, das Stadtensemble ist geschlossen, sehr gepflegt und wirklich sehenswert.
Klima, Wetter, beste Reisezeit, passende Kleidung
Die deutscheste aller Fragen: Wie ist das Wetter auf den Azoren? Ja, atlantisch! Also insgesamt sehr angenehm, im Winter nicht wirklich kalt (bei 13-20 Grad), im Sommer sehr warm. Aber eben maritim: Wind und Regen gibt es das ganze Jahr über. Vielleicht ist das Wetter sogar einer der Gründe, weshalb die Azoren immer Geheimtipp bleiben werden: Die Gegend ist eben kein klassisches Warmwasserziel wie die touristischen Destinationen rund um das Mittelmeer, die Kanaren, die Balearen. Das Meer bestimmt hier das Wetter, und das Meer macht schon immer, was es will.
Was ist die beste Reisezeit? Die Empfehlung für die beste Reisezeit auf den Azoren lautet also: ganzjährig. Wer im Backpacker-Style von Insel zu Insel ziehen möchte, dem sei allerdings der Sommer ans Herz gelegt, allein aus dem Grund, dass der Fährverkehr zwischen den Inseln (siehe oben) nur zwischen Mai und September in vollem Umfang angeboten wird.
Da die Azoren im Sommer sehr beliebt sind, sollte die Route allerdings schon vorher geplant und gebucht warden.
Wer nach passender Ausrüstung für Wanderungen auf den Azoren sucht, findet hier sehr gute und selbst erprobte Tipps für Outdoor-Kleidung in wärmeren Gegenden.
Währung und Geld unterwegs
Die Währung auf den Azoren ist der Euro. Geldautomaten gibt es in den Städten bzw. Hauptorten der Insel ausreichend. Hotels und Unterkünfte sowie Mietwagenfirmen akzeptieren Kreditkarten. Wer unterwegs Bargeld benötigt, kann mit Kreditkarte als auch EC-Karte die Geldautomaten nutzen.
Wandern und Whale Watching – Azoren zu Land und zu Wasser
Die Azoren sind sicherlich Europas Topziel für Whale Watching.
Zwischen den Inseln der zentralen Gruppe kommt man am besten mit der Fähre von einer Insel zur anderen. Unterkünfte in fast allen Preisklassen gibt es genug. Auf Terceira, Pico und Faial kann man auch preiswert Autos mieten und schöne Tagesausflüge zu den entlegenen Stränden, dem höchsten Berg Portugals auf Pico oder der Vulkancaldera auf Faial machen.
Von unzähligen Aussichtspunkten entlang des Weges kann der Landschaftsfotograf Berge, das Meer, den Himmel und die natürlich blauen Hortensien in Kompositionen aus Blau zusammenführen. Wanderwege gibt es auf allen vier zentralen Inseln, Wanderführer und Reiseagenturen gibt es vor Ort, ebenso weisen die Inseln ausser Sao Jorge ein öffentliches Busnetz auf, so dass man zu einem Ausgangspunkt mit dem Bus fahren kann, um von dort zurück zu wandern.
Pico ist die Insel mit Portugals höchstem Berg und der schillernden Historie der Waljagd. Dass die Meeressäuger, darunter die grössten Arten wie Blauwal, Finnwal, und Pottwal auf ihrem Weg vom Nordatlantik in die Karibik an den Azoren vorbeikommen, sorgte für die Entstehung einer lokalen Walfang – Industrie bis in die 1970 Jahre. Auf Pico und auf Faial gibt es alte Walfabriken, die jetzt zu sehr sehenswerte Museen umgebaut und Zeugen einer ganz besonderen Geschichte und dem Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt sind.
Die alte Walfabrik in Horta, auf Faial, ist wirklich sehr sehenswert, und zudem an einer grossartigen Bucht gelegen, an der schon Alexander von Humboldt, James Cook und ich, um nur einige zu nennen, bedächtig den schwarzen Sand beschritten. Man kann dort auch Klasse baden!
Die Walausgucke auf den Felshängen Picos stehen heute im Zeichen des Waltourismus und lenken die Boote mit den Touristen zu den Walen. Whale watching Touren kann man übrigens im Hafen von Faial aus beginnen als auch im Städtchen Lajes an der Südküste von Pico. Das Walfang – Museum dort ist übrigens sehr schön, man muss nur die Bustouren an Pauschaltouristen vermeiden, die dort manchmal abgeladen werden.
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Essen und Trinken
Die Azoren pflegen eine bodenständige regionale Küche, mit, Überraschung, vielen maritimen Ingredienzien. Für Vegetarier ist die portugiesische Küche ein hartes Pflaster, für Veganer noch viel mehr. Aber Salate gibt es reichhaltig. Und wer fragt, bekommt von den freundlichen Gastronomen etwas passendes zubereitet.
Der portugiesische Latte Macchiato heißt übrigens Galao und ist immer eine Empfehlung. Es gibt für Selbstversorger in den größeren Ortschaften schöne Supermärkte, und zudem kleine Snack-Bars, wo man auch mal eher etwas vegetarisches zu Essen bekommt.
Unterkünfte auf den Azoren
Der Archipel bieten eine große Vielfalt an Unterkünften, und auch verwöhnte Traveller finden hier sehr schöne Boutiquehotels bzw. Hotels in historischen Gebäuden. Für kleinere Reisekassen gibt es charmante und preiswerte Pensionen, welche in der Nebensaison tatsächlich schon ab 30 Euro das Doppelzimmer zu bekommen sind. Mein Hoteltipp für die Azoren ist übrigens das Hotel do Canal in Horta, auf Faial. Ein wirklich schönes Haus, direkt am Hafen. Meerluft und Ausblick nach Pico inklusive.
Die Unterkünfte lassen sich alle problemlos von unterwegs aus buchen bzw. reservieren, man muss also nicht unbedingt seinen Reiseplan komplett festlegen. Allerdings, die Buchung über auf die Azoren spezialisierte Reisebüros hat Vorteile, insbesondere wenn man diese mit der Flugbuchung verbinden kann: Weniger Arbeit für einen selbst, Beratung, spannende preisliche Pakete.
Preisniveau
Ich achte unterwegs ja nicht so auf meine Ausgaben, muss ich zugeben, und kann diese Fragen für die Reisetipps eher schwer beantworten: Für den Flug auf die Azoren kann man, je nach Saison, zwischen 500 und 800 Euro rechnen. Eine preiswerte Unterkunft beginnt ab 30 Euro das Doppelzimmer. Lebensmittel als auch Kneipen, Cafes und Restaurants fand ich eher preiswert, wenn man bedenkt, dass die Inseln sich in der Mitte des Atlantiks befinden. Für Portugal ist es ein hochpreisiges Pflaster, in der Relation zu deutschen Preisen in der Gastronomie ist es allerdings preiswert.
Flüge und Fährverbindungen sind ebenfalls nicht teuer, aber auch auch nicht wirklich preiswert. Die Azoren sind eben nicht Asien, vielleicht ist das der Grund, warum es hier wenig Backpacker gibt.
- Unterkunft: ab 30 Euro
- Flug ab Deutschland, Österreich, Schweiz: ab 500 Euro, im Sommer teurer
- Tagesbedarf: 50-80 Euro, ohne Aktivitäten wie Whale Watching
- Whale Watching, ab ca. 50 Euro pro Person für den Halbtagestripp
UNESCO Weltkulturerbe auf Pico und Terceira
Pico bietet übrigens das zweite Weltkulturerbe der Azoren (neben der Altstadt von Angra auf Terceira) an, die Terrassenfelderkultur an den Hängen des Pico. In Jahrhunderten setzten die Bauern kleine Mauern aus Vulkangestein um die parzellierten Felder, um zu verhindern, dass der Wind vom Meer die Saat verweht. So entstand eine einzigartige Kulturlandschaft aus Vulkansteinmauern an den westlichen Hängen des Pico bis hinab an die Küste. Sehr beeindruckend, weil dieses ingeniöse Werk auch zeigt, wie schwierig Landwirtschaft auf den Azoren ist, und wieso die Wale als Erwerbsmöglichkeit so willkommen waren.
Die Landwirtschaft wirft weiterhin nicht viel für den Export ab, sehr leckeren Käse gibt es allerdings vor Ort, welcher zu empfehlen ist. Auf Sao Miguel, der Hauptinsel des Archipels kann man auch die einzige Teeplantage Europas besuchen, in den Geschäften an den Flughäfen der anderen Inseln kann man diesen Tee kaufen, manchmal auch zu Fantasiepreisen in deutschen Teeläden.
Empfehlungen für Reiseführer in Buchform bzw. E-Book:
Ich habe den englischsprachigen Bradt Reiseführer „Azores“ gekauft, welcher sich eher an nichtorganisierte, individuelle Reisende richtet. Ein toller deutschsprachiger Reiseführer für Wanderungen auf den Azoren kommt aus dem Rother-Verlag und bietet 86 Wanderungen an Küste und über Berge auf dem gesamten Archipel. Ebenfalls empfehlenswert ist der Azoren-Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag.
Zudem haben die lokalen Tourismusbüros jeder Insel sehr gute Karten kostenlos im Angebot, welche für Wanderungen und Ausflüge absolut geeignet sind.