Paraguay für Unentwegte: Reisetipps für unabhängige Reisende und Backpacker
Ganz klar: Paraguay als Reise- oder Urlaubsland ist eine Nischendestination. Aber: Organisierte Rundreisen werden für das südamerikanische Land angeboten, und individuelle Traveller oder auch Backpacker können dort problemlos und angenehm reisen. Im folgenden kurzen Reisebericht sowie dem Reisevideo am Ende des Artikels steht, wie so ein Trip auch für dich aussehen könnte:
Paraguay also. Das mit am wenigsten von internationalen Touristen besuchte der Spanisch sprechenden Länder Südamerikas.
Das Land, zu dem mir auf Anhieb wirklich keine Sehenswürdigkeit von Rang einfällt. Das Land, welches zwar im Dreiländereck von Argentinien und Brasilien das dritte im Bunde ist, aber vom eigentlichen touristischen Spektakel der Gegend, nämlich den mächtigen und mächtig beeindruckenden Iguazu-Wasserfällen, keinen einzigen Zipfel sein eigen nennen kann. Das Land, über welches das bundesdeutsche Außenministerium in seinen Reisehinweisen recht undiplomatisch meint: „Die touristische Infrastruktur des Landes ist bescheiden.“
Wenn alle diese negativen Beschreibungen nicht verheißend klingen, dann weiß ich auch nicht, mit anderen Worten:
Auf geht’s nach Paraguay!
Fakten und Einreise
Vorab einige ganz trockene Fakten: Paraguay grenzt außer an Argentinien und Brasilien auch noch an Bolivien, hat ca. 7 Millionen Einwohner und eine Fläche von ca. 400.000 km². Der Ballungsraum mit der 1537 gegründeten Hauptstadt Asuncion umfasst knapp zwei Millionen Einwohner.
Das ist alles schnell nachgeschlagen, der Chronistenpflicht halber auch hier erwähnt, aber anders gefragt: Was macht man als Reisender denn eigentlich in Südamerikas unbekanntestem und vielleicht unbeachtenswertesten Land?
Die Anreise könnte wie folgt aussehen: Man läuft erst mal ganz lässig über die monumentale Grenzbrücke über den Fluss Parana, welcher die beiden Städte Foz do Iguaçu in Brasilien und Ciudad del Este, Paraguays Handelsmetropole im etwas abgelegenen Osten des Landes, verbindet.
Denn diese Anreise zu wählen liegt nahe, wenn man vorher die beeindruckenden Iguacu-Wasserfälle besucht hat. In dieser etwas abgelegenen Ecke am Rande Brasiliens stellt sich die Frage: Wie geht es weiter?
Im Prinzip gibt es drei Optionen: Nach Argentinien einreisen und dort im Norden bleiben oder über Buenos Aires weiter in das Landesinnere, nach Patagonien oder Feuerland fahren. Oder zurück nach Sao Paulo fliegen und von dort zu einem Ziel innerhalb Brasilien reisen. Oder aber, und das war unsere Entscheidung als Eroberer des Nutzlosen: wir fahren nach Paraguay. Um was dort zu tun? Das wird sich vor Ort schon irgendwie weisen!
Von Ciudad del Este nach Asunción
Wir erkoren die Hauptstadt Asuncion als Tagesziel aus, wollten dort drei Tage bleiben, um dann direkt und ohne Umwege nach Kolumbien zu fliegen, an die karibische Küste des Landes und das wunderbare Cartagena de Indias, eine bezaubernde Mischung aus barocker Filmkulisse und südamerikanischem Ballermann.
Also mit dem Taxi bis an die brasilianische Grenzstation an der sehr trubeligen Brücke der Freundschaft, welche Brasilien und Paraguay verbindet. In der Grenzstation bei der Policia Nacional erhielten wir unsere Ausreisestempel. Die grenzüberquerenden Einheimischen brauchen für den täglichen Grenzgang weder Reisepass noch Visum noch Stempel, sie gehen unkontrolliert über die Grenzbrücke. Dort herrscht sehr reger Verkehr auf beiden Fahrspuren, Autos, Busse, Motorräder, Pritschenwagen, Kfz aller Art möchte nach Paraguay und von dort wieder zurück. Morgens wälzt sich zudem ein täglicher Strom von Menschen in Richtung Ciudad del Este – dort können Brasilianer sehr viele Waren zollfrei einkaufen, sie über die Grenze tragen und zuhause weiter verkaufen. Das ist das Geschäftsmodell und die Gründungsidee der Stadt. Ciudad del Este wurde erst 1957 gegründet. Mittlerweile ist der Ort mit ca. 320.000 Einwohner nach Asuncion die zweitgrößte Stadt des Landes.
Für uns war dieser trubelige Marktflecken nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Hauptstadt. Nach Überquerung der wirklich riesigen Brücke – man muss ca. 500m zu Fuß gehen, und der Blick auf den mächtigen Rio Paranà ist atemberaubend – liegt zu rechter Hand das eher unscheinbare Büro der paraguayischen Immigrationsbehörde. Dort werden gelber Impfpass und unser Reisepass kontrolliert, und ein sehr freundlicher Beamter heißt uns mit zwei herzhaft in unsere Reisepässe eingestempelten Visa-on-arrival in seinem Land willkommen. (Bitte prüfe vorab die aktuellen Einreisebestimmungen Paraguays!)
Unmittelbar nach dem Grenzbüro könnte man das örtliche Geld mit dem schönen Namen Guarani an diversen Geldautomaten beziehen. Doch ich entschied mich für die riskante Variante, meine brasilianischen Reales in Landeswährung zu tauschen, und zwar genau dort, wo man es nicht tun sollte: Auf der Straße. Im Prinzip hätte man mir Monopoly-Geld geben können, denn ich wusste zwar ungefähr den Wechselkurs, aber wie sieht noch mal paraguayisches Geld aus?
Wie auch immer, man gab mir echte Guarani, und ein Taxi, welches uns durch den Trubel zur Busstation bringen würde fand sich ebenfalls sofort. Woher wusste der freundliche, aber wortkarge Fahrer nur, wohin wir wollten?
- Kosten und Dauer der Busfahrt Ciudad del Este nach Asuncion: 16 Euro pro Person, sechs Stunden Fahrtzeit. Busgesellschaft: Nuestra Senora.
Mit Nuestra Señora in die Hauptstadt
Nach einer kurzen Fahrt durch das sonnige und aufgeräumte Ciudad del Este erreichten wir die ebenfalls sehr gut organisierte Busstation, wo uns bei Betreten der Wartehalle hinter jeden Ticketschalter die Händler zuwinkten und uns zum Kauf der Fahrkarten bei ihnen überzeugen wollten.
Es gewann der Schalter, wo man unmissverständlich auf die Uhr gezeigt hatte. Manche Gesten sind einfach global gültig: Achtung, hier geht’s gleich los! Und so erstanden wir für ca. 16 Euro pro Person zwei Fahrscheine einfache Fahrt im Nonstop-Bus nach Asuncion.
Welcher uns dann mittels zweier phänomenal gemütlich breiten Sitzen und einer sekundengenauen Abfahrt von Beginn für sich einnehmen konnte. Der Stadtrand von Ciudad del Este war schnell erreicht, auf einer gut ausgebauten zweispurigen Schnellstraße ging es durch die paraguayische Pampa.
Eine flache, eher unaufgeregte, ab und an mit Bäumen bewaldete Landschaft wechselte so gar nicht – 300 km zerfasertes Farmland bis Asuncion. Ab und an fuhr der Bus durch von der Agrarwirtschaft gezeichnete, ordentlich ausschauende Dörfer, von denen man nur den nagelneuen Verkehrskreisel außerhalb der Ortschaft bewundern konnte. Einige Dutzend Kilometer vor der Hauptstadt wurde der Verkehr dichter, die Dörfer wuchsen sich zu Vorstädten aus, und entlang unzähliger Lagerhäuser, Industriegebiete und einer brachialen Nichtlandschaft erreichte der Bus nach ca. vier Stunden die outskirts von Asuncion. Um sich von dort noch einmal ca. zwei Stunden bis zur zentralen Busstation durch Asuncions täglichen Verkehrsinfarkt zu quälen.
- Ein Hotel mit dem fabelhaften Namen Gran Hotel de Asuncion hatten wir vorab reserviert, der Taxifahrer kannte es, und meine Frage nach dem ungefähren Fahrpreis beantwortete er mit einem stummen Zeigen auf das Taxameter. Ein Taxameter im spanisch sprechenden Südamerika, das hatte ich wirklich nicht erwartet.
In Asuncion: Auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten
Das Hotel erwies sich als eine interessante Mischung aus alter etwas vergilbter Mondäne und moderner tadelloser Einrichtung: ein komplett neues riesiges Bad an einem ebenso großen Zimmer, mit einer hohen Decke und hölzernen Fensterläden sowie einem Eingangsportal, welches offenbar für die Konquistadoren angelegt wurde, damit diese mit Pferd und Rüstung hindurch reiten konnten.
Das Hotel liegt im Botschaftsviertel, quasi mittig zwischen der kolonialen Altstadt und dem neueren Teil der Kapitale. Die Altstadt ist eine Mischung aus Havanna und Mexiko City, nur ohne karibisches Flair. Viele der Bauten sind in keinem guten Zustand, und ähnlich wie in Mexiko City sind die Straßen des kolonialen Viertels tagsüber zuweilen irritierend leer. Manchmal waren wir die einzigen Fußgänger. Asuncion ist vermutlich eine der wenigen Hauptstädte weltweit, in deren Tripadvisor Top Ten der Sehenswürdigkeiten eine Shopping Mall auf Platz eins steht.
Nachdem wir nämlich die Altstadt umfangreich begutachtet hatten – es ist nicht so schlecht dort, sie haben sehr guten Kaffee und Espresso und Kuchen sowie auf der Plaza einige schöne handwerkliche Souvenirs wie Schmuck und lokales Kunsthandwerk – nahmen wir ein Taxi in Richtung des neuen Teils der Stadt. Dieser erstickt quasi täglich in einem totalen Verkehrskollaps und sieht eher aus wie eine etwas chaotisch geplante und aus allen Nähten platzende US-amerikanische Vorstadt.
Dunkin Donuts Architektur an jeder Ecke, viele Kettenläden, Autohändler, Niederlassungen internationaler Unternehmen, einige glitzernde neue Hochhäuser, dazwischen die Mall Paseo de la Galeria. Die eine schöne Einkaufsmeile ist, aber im Prinzip in fast jeder Stadt der Welt so ähnlich stehen könnte. Aber, wieder gibt es ein Café mit 1a Espresso.
Bleibt festzuhalten: Man kann einige Tage in Paraguays Hauptstadt verbringen, aber wie für die meisten Hauptstädte Südamerikas gilt ebenso: Eher uninteressant. Das Landesinnere hat spannendere Ziele zu bieten!
Sehenswürdigkeiten Paraguays
Koloniale Altstadt von Asuncion mit Präsidentenpalast Palacio de Lopez, Pantheon der Helden des Landes und Flussufer Costanera de Asuncion sowie dem Eisenbahnmuseum Museo de la Estacion Central del Ferrocarril Carlos Antonio Lopez im alten Bahnhof (siehe Foto oben).
Circuito del Oro: Dies bezeichnet eine Gruppe kleinerer Ortschaften im Süden und Südosten der Hauptstadt, welche sich auf die Herstellung von lokalem Kunsthandwerk, Schmuck, Tonwaren, Hängematten spezialisiert hat. Die Tourveranstalter in Asuncion bieten Tagestouren in die Gegend an. In der Stadt Yaguaron befindet sich zudem mit der Kirche San Buenaventura eine der wenigen erhalten gebliebenen Jesuitenkirche.
Jesuitenreduktionen Trinidad und Jesus: Diese zerstörten Kirchen und Missionsdörfer der Jesuiten (der komplette Name dieses Welterbes auf Englisch lautet: Jesuit Missions of La Santísima Trinidad de Paraná and Jesús de Tavarangue) sind seit 1993 Teil des UNESCO Welterbes. Die Reduktionen aus dem 17. und 18 Jahrhundert dienten dazu, die lokale Bevölkerung zum christlichen Glauben zu missionieren. Die Kirchen wurden im Krieg der Paraguays gegen die Allianz aus Argentinien, Brasilien und Uruguay zerstört. Diese Sehenswürdigkeiten befinden sich im Süden des Landes und sind von Asuncion aus per Bus oder mit dem Mietwagen zu erreichen. Mehr Info zum Welterbe Paraguays hier bei der UNESCO.
Der paraguayische Teil des Pantanal: Das Pantanal ist tatsächlich für mich die spektakulärste Sehenswürdigkeit des Landes – wer als Wildlife Photographer oder Naturfreund unterwegs ist, der sollte sich diesen abenteuerlichen Trip gönnen. Der Ausgangspunkt um den paraguayischen Teil des Pantanal zu besuchen ist das Städtchen Fuerte Olimpo im Departemento Alto Paraguay im Norden des Landes. Das Pantanal befindet sich größtenteils in Brasilien und ist das größte Feuchtgebiet des Planeten. Wer wilde und freilebende Jaguare fotografieren möchte, der kommt hierher.
Anreise Paraguay ab Europa – Flugoptionen
Es gibt ab Europa nur eine direkte Flugverbindung nach Asuncion, zum dortigen internationalen Flughafen Aeropuerto Internacional Silvio Pettirossi, und zwar ab Madrid mit der spanischen Fluglinie Air Europa. Ab dem April 2023 wird diese Strecke ab Madrid täglich geflogen, mit Boeing 787 Dreamliner. Air Europa hat wirklich gute Preise auch in der Business Class.
Alternativ zu dieser Route über Madrid kann man ab Deutschland, Schweiz, Österreich nach Sao Paulo Guarulhos in Brasilien fliegen, von dort weiter mit LATAM Brasil in Paraguays Hauptstadt.
Die paraguayische nationale Airline mit Namen Paranair fliegt momentan keinen einzigen Inlandsflug, verbindet aber die umliegenden südamerikanischen Metropolen mit Asuncion. Es werden Strecken nach Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Aires bedient.
Die in vielen Publikationen (Reiseführer, Reiseblogs) aufgeführte Inlandsstrecke zwischen Asuncion und Ciudad del Este mit Amaszonas wird momentan nicht geflogen, zudem hat die Fluglinie im September 2023 den Betrieb eingestellt!
Was kostet ein Taxi vom/zum Flughafen Asuncion: Ein Taxi aus der Innenstadt Asuncion zum internationalen Flughafen kostet um die 120.000 Guaranis Festpreis, also ca. 18 Euro. Je nach Tageszeit muss man mit massiv verstopften Straßen rechnen und entsprechend Zeit einplanen! Der Flughafen ist sehr klein, hat nur ein Terminal und kaum ein angenehmes Ambiente zum längeren Verweilen, erfüllt aber seinen Zweck.
Folgende Fluglinien und Flugstrecken werden ab und nach Asuncion Aeropuerto Internacional Silvio Pettirossi bedient:
- Air Europa: Madrid
- avianca: Bogota
- Boliviana de Aviacion: Santa Cruz de la Sierra, Bolivien
- COPA: Panama City Tocumen
- Aerolineas Argentinas: Buenos Aires
- LATAM: Lima, Santiago de Chilo, Sao Paulo GRU
- Paranair: Buenos Aires, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Santa cruz de las Sierra, Ciudad del Este
- JetSmart: Buenos Aires
Herumkommen in Paraguay
Zwei Optionen: Per Bus oder per Mietwagen. Beides sollte gleich gut funktionieren, das Busnetz ist dicht ausgebaut, mehrere Busgesellschaften bedienen oft eine Strecke.
Währung und Geldumtausch, Bankautomaten
Die Währung des Landes heisst Guarani, abgekürzt Gs oder PYG, wer Umrechnungsapps nutzen möchte. Im Mai 2024 entsprechen 100 Euro ca. 820.000 Gs. (ja, achthundertzwanzigtausend).
In Ciudad del Este unmittelbar am Grenzübergang nach Brasilien gibt es Geldwechsel als auch Geldautomaten. Dort kann man brasilianische Reales als auch Euro eintauschen. In Asuncion kann man Bargeld in den dortigen Banken wechseln (Reisepass notwendig) oder an den Geldautomaten ziehen. Das sollte mit einer Kreditkarte (Visa, Mastercard) gut klappen.
Unterkünfte, Hotels, Hostels
Es gibt eine große Auswahl an Unterkünften in der Hauptstadt und den größeren Städten, aber Paraguay ist nun mal nicht sehr touristisch. Ich habe wie immer mit der Hilfe von Booking.com das empfehlenswerte Gran Hotel de Paraguay gefunden. Wer diesen Reiseblog unterstützen möchte, findet seine Unterkunft direkt hier
Beste Reisezeit
Eigentlich ist Paraguay als Land mit einem subtropischen Klima das ganze Jahr über recht angenehm was das Wetter angeht, und für mich somit eine Ganzjahresdestination. Da gibt es in Südamerika wahrlich kompliziertere Reiseziele!
November bis März ist es täglich mit ca. 30 Grad recht warm, in den europäischen Sommermonaten Juni, Juli, August eher etwas frischer mit um die 20-25 Grad Celsius.
Die Regenzeit ist in den Monaten April bis Juni.
Kalt ist es in Paraguays Winter (also im europäischen Sommer) eher Nachts mit Temperaturen um die 5-10 Grad, tagsüber dann um die 20-25 Grad.
Reiseliteratur Paraguay
Ein empfehlenswertes Buch klassischer Reiseliteratur von John Gimlette: At the tomb of the inflatable pig. Travels through Paraguay.
Bradt Travel Guide, in Englisch
Südamerika Reiseführer Lonely Planet