t=l.createElement(r);t.async=1;t.src="https://www.clarity.ms/tag/"+i; y=l.getElementsByTagName(r)[0];y.parentNode.insertBefore(t,y); })(window, document, "clarity", "script", "oh1us09hul");

Per Schiff auf dem Amazonas: Von Iquitos nach Manaus (über Trifrontera, Leticia, Tabatinga)

Wer den Amazonas mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also nicht mit dem Kreuzfahrtschiff, befahren möchte, wird die relativ einfach zu bereisende Strecke ab dem peruanischen Iquitos bis nach Manaus, über die sogenannte Trifrontera und das letzte Städtchen Perus am grossen Fluss, Santa Rosa, wählen.

Wer mehr Zeit hat, fährt dann von Tabatinga, Brasilien, direkt an der Trifrontera, bis zur Mündung des Amazonas nach Belem oder Santarem weiter.

Mir schwebte als Bucketlistenplatz immer der Trip von Iquitos nach Manaus vor, und so habe ich es einfach getan.

Reisen tut Not, aber bedeutet nicht immer und zwingendermassen aus seiner sogenannten Komfortzone heraus zu kommen (um wohin zu gelangen?), um ein Erlebnis fernab des Alltags zu bestehen. Nennt es von mir aus Abenteuer. Aber das hatte ich gar nicht vor. Dieser Südamerika Reiseblog verkauft eben NICHT jeden kleinen Bus- oder Bootstrip als das grosse und letzte Abenteurer unserer Zeit.

Reisen ist zuweilen auch sehr profan, und man muss es einfach nur aushalten. Manchmal ist es mehr Aushalten als Reiseromantik. Man fährt in A los, um nach B zu gelangen. Und ja:

Manchmal setzt man sich einfach in ein kleines schnelles Boot, saust auf angenehme Art und in berückender Weise dem Amazonas in Peru hinab, und lässt die Dinge geschehen, die geschehen.

Und hier die flamboyante Einleitung: „Träumst du von einem Abenteuer in der Wildnis? Eine Bootsfahrt auf dem Amazonas ist die perfekte Gelegenheit, um die grüne Lunge der Erde zu erkunden. Tauche ein in die faszinierende Welt des größten Flusses der Welt und erlebe eine unvergessliche Reise durch unberührte Natur. Beobachte exotische Tiere wie Faultiere, Kaimane und bunte Papageien, und lerne die traditionellen Lebensweisen der indigenen Völker kennen. Unsere nachhaltige Tour führt dich zu den schönsten Orten des Amazonas und lässt dich die Schönheit und Vielfalt dieses einzigartigen Ökosystems hautnah erleben. Bist du bereit für dein Amazonas-Abenteuer?“

Südamerika-Reiseblog: Mit dem Schnellboot ab Iquitos

So auch dieses Mal. Die Fahrt mit dem Schnellboot vom Oberlauf des Amazonas in Iquitos Peru, in Richtung der sogenannten Trifrontera (die Grenze Perus mit Kolumbien und Brasilien) ist tatsächlich sehr kurzweilig und fast komfortabel.

Man sitzt anständig, es gibt ein wenig zu essen und zu trinken, und viel zu sehen.

Eine Toilette ist vorhanden. Schwimmwesten dienen als Sonnenschutz. Die Mitfahrer sind freundlich, die Crew entspannt und behende.

Man sitzt und staunt und fährt in ca. neun Stunden bis zur letzten peruanischen Urbanisation vor der Grenze, dem Städtchen Santa Rosa. Mitten im Regenwald, am grössten Fluss des Erdballs.

Wo bekommt man die Tickets für das Boot nach Santa Rosa, wann fahren die Boote?

In Iquitos befinden sich die Agenturen für den Verkauf der Tickets für das Boot (auf spanisch: barco rapido) nach Santa Rosa in der Calle Raimondi, in der Nähe des Casa Morey Hotels. Grosse Schilder an der Strasse verkünden den Tag der nächsten Abfahrt, und der Preis ist um die 200 Nuevo Soles pro Person. Kreditkartenzählung ist potenziell möglich.

Frühstück, kleiner Snack zum Mittag und Getränke (Inca Cola!) sind inklusive. Das Frühstück war vegetarisch, das Mittagessen nicht. Veganer sollten sich was mitbringen…

Momentan sind es zwei Boote, die den ca. neunstündigen Trip anbieten, die Golfinho und die Flipper. Sie sind baugleich, und eigentlich sollte jeden Tag ausser Sonntag und Montag ein Boot die Reise nach Santa Rosa anbieten.

Die Boote fahren auch wieder zurück, also den Fluss hinauf, von Santa Rosa nach Iquitos. Dann dauert die Fahrt aber, weil es flussauf geht, länger, an die 12 Stunden. Abfahrt ist dann um 3 Uhr Morgens…Onlinebuchung ist nicht möglich, man muss die Tickets vor Ort kaufen.

Abfahrt in Iquitos: 5:30 morgens

Die Abfahrt von Iquitos ist um 5:30 morgens, da es noch eine Pass und ggf. Gepäckkontrolle vorab gibt, muss man sich um 05:00 morgens am Pier einfinden, welches sich an der langen Strasse entlang des Hafens befindet.

Reisetipp: Die Fahrer der Motocarros kennen die Adresse und wissen, wo die Boote abfahren. Ansonsten da anhalten, wo sich vor einem grossen eisernen Tor eine kleine Schlange von Menschen bildet.

Die Kontrollen von Gepäck und Reisedokumenten sind peruanisch gründlich, also ernst gemeint. Reisepass wird abgefragt, auch das Einreisevisum Perus wird kontrolliert.

Die Boote sind geräumig, es gibt Platz für das Gepäck, und die Crew hilft tatkräftig beim Verstauen. Wegkommen vom Boot kann eigentlich nichts. Es gibt so ca. zehn Haltepunkte in den neun Stunden Fahrt zwischen Iquitos und Santa Rosa, aber da wird ganz schnell angelegt, ein- und ausgestiegen und verladen.

Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass man unterwegs Essen und Trinken kaufen kann, bringt euch lieber was mit. Ab und an stehen Verkäuferinnen auf den Bootsstegen und und bieten kleine Snacks an, die kosten meist um die 1 Soles pro Einheit, und sind zu empfehlen. Obst, Chifles (so eine Art Chips aus Bananen oder Mais), sowas. Ist in Peru eigentlich immer gut.

Amazonas per Schiff individuell bereisen
Amazonas von Iquitos nach Manaus: Typische Hafenszene irgendwo in Brasilien

An der Trifrontera Peru – Kolumbien – Brasilien: Ausreise Peru, Einreise Kolumbien. Oder Brasilien.

Die Stationen unterwegs werden nicht angesagt, wer früher aussteigen will, sollte den Kapitän ansprechen und Bescheid geben.

Etwas überraschend – weil eine Stunde zu früh – waren wir dann auch in Santa Rosa an der Trifrontera. Hier grenzt Peru an Kolumbien und Brasilien.

  • Die Trifrontera hat ihren Namen, weil hier drei Länder aneinander grenzen und ein Dreiländereck ergeben – es sind Peru, Kolumbien, Brasilien. Die drei Orte des Dreiländerecks sind Leticia in Kolumbien, das peruanische Santa Rosa sowie Tabatinga in Brasilien.

Reiseblogger Südamerika Empfehlung: Der angenehmste Ort an der Trifrontera ist Leticia in Kolumbien.

Wenn das Wasser des Amazonas hoch steht, also in oder nach der Regenzeit, fahren kleine Boote vom Landungssteg zur peruanischen Grenzstation und anschliessend nach Kolumbien, für zehn Nuevo Soles pro Person. Euer Gepäck mitnehmen nicht vergessen! In der Tockenzeit, so erzählte man mir, kann man über Land zur Grenzstation fahren.

Diese ist im sehr kleinen und etwas nun ja, unsortiert aussehenden Ort Santa Rosa zu finden. Vom Wasser kommend die Haupstrasse anlandend, dann rechts entlang, aber jeder im Ort weiss, wo die Gringos hin müssen. Vorbei an einem offen gebauten Restaurant mit Plastikstühlen und einem Schwarm von roten Papageien unter dem Dach, geht es zum Immigration Office.

Dort erhält man seinen Ausreisestempel. Man kann jetzt von Peru ausreisen, und mit dem Boot nach Leticia, Kolumbien, oder Tabatinga, Brasilien, einreisen.

Grenzkontrollen von Peru nach Kolumbien habe ich keine gesehen, man wird allerdings dann bei der Ankunft wieder das Immigration Office auf der anderen Seite des Flusses bzw. in Kolumbien aufsuchen müssen. In Südamerika hat alles seine Ordnung!

In Leticia, Kolumbien befindet sich das Büro der Zollbehörde, welche für Kolumbien die Einreise- als auch die Ausreisestempel vergibt, im Flughafen von Leticia. Und so ist es mir passiert:

Im Oficina de Imigracion  schauten die Herren Zollbeamten – auf einem grossen an der Wand aufgehängtem Flachbild TV – einen kolumbianischen Musiksender mit einer Heavy Metal Band, bei denen eine Miss Kolumbien, in Leder und mit Guitarre, die Sängerin ist.

Da holt man sich gerne seinen Stempel ab. Wer etwas Spanisch spricht und sein Anliegen vorbringt, dem wird freundlich die Einreise gewährt.

Zwischen Leticia und Tabatinga, Brasilien besteht eine Landverbindung und die Grenze ist offen. Zur peruanischen Seite des Amazonas geht es nur über das Wasser und per Boot

Perus Amazonas: Regeln an den Grenzen der Trifrontera

Denn die Regeln sind ganz einfach, und sie gelten auch an der Trifrontera: Für die meisten Länder in Lateinamerika benötigen EU Bürger kein Visum. Aber jeder braucht einen Einreisestempel und einen Ausreisestempel. Wer von Peru nach Kolumbien möchte, bekommt in Kolumbien keine Einreise, wenn der Exit-Stempel der Peruaner fehlt.

So einfach ist das, und ist auch die Grundregel für die gar nicht so komplizierte Trifrontera im Dreiländereck am Amazonas von Peru, Kolumbien und Brasilien.

Wer mit dem Boot den Amazonas befahren möchte, also bis nach Manaus oder Belem, der muss hier vorbei!

Ankunft in Santa Rosa, Peru

Das Schnellboot legt in Santa Rosa an einer Art schwimmenden Mole an, und das Anlegen ist dort immer abhängig vom Wasserstand des Amazonas. Ist das Wasser hoch, also in den Monaten nach der Regenzeit im März, stehen lokalen Boote (chaluppas) an der Mole bereit.

Diese fahren für zehn Soles in Richtung Immigrationsbüro von Santa Rosa.

Gepäck mitnehmen nicht vergessen, das bleibt nicht im Schnellboot, und wird für einen ausgeladen und umgeladen. Die Chaluppa tuckert dann in Richtung peruanisches Ufer, lädt die Reisenden aus und der Fahrer zeigt die Richtung, wo sich das oficina de imigracion befindet. Das Gepäck bleibt wohlbehütet zurück.

Da es nur eine nennenswerte Strasse in Santa Rosa gibt, kann man sich kaum verlaufen. Im Büro der Grenzpolizei bekommt man den Ausreisestempel für Peru. Und dann geht es mit dem kleinen Boot, welches gewartet hat, zum finalen Zielort an der Trifrontera. Denn wer nicht in Santa Rosa bleiben möchte, und ich wollte es nicht, der muss also nach Leticia oder Tabatinga.

Leticia in Kolumbien: Palmen und Motocarros

Von allen drei Orten an der Trifrontera hat mir Leticia am besten gefallen.

Santa Rosa ist wie ein mexikanisches Dorf aus einem Sam Peckinpah Film, ein paar Hütten, ein paar Restaurants mit Plastikstühlen und ohne Wände. Die Strasse ist eher ein Lehmpfad.

Aber es gibt dort ein billiges Hostel, und bunte Schwärme von Papageien. Die Dame im Immigrationsbüro verrichtet professionell freundlich ihren Dienst. Wer ausreisen möchte aus Peru, bekommt hier seinen Stempel.

Die englische Lady übrigens, welche mit uns reiste, fuhr auch nach Leticia, und wir teilten uns ein Boot. Was uns keinen Gewinn brachte, denn man zahlt pro Person.

Leticia hat einen kleinen Hafen am Amazonas, von welchem Kolumbien nur ca. 100 Km seines Ufers besitzt. Leticia ist quirlig, staubig, heiss und hat den Charme einer freundlichen Grenzstadt.

Mit Löchern in den Strassen so gross wie ein Schulbus. Palmen, Papageien, Geldwechselstuben, und vollbesetzten Cafes, in denen Menschen in James Rodriguez Fussballtrikots nichts tun ausser sitzen und schauen.

Die am Amazonas bewährten asiatischen Motorradrikschas sausen durch die Strassen wie ein Schwarm verirrter Bienen. Allerdings heissen die Rikschas hier nicht Tuktuks, sondern Motocarros.

Der erste Weg in Kolumbien führte uns also pflichtgemäss in das örtliche Immigrationsbüro. Welches sich am Flughafen von Leticia befindet. Wir brausen also mit all unserem Gepäck auf dem Motocarro zum Flughafen, lassen die Taschen der Einfachheit halber beim Fahrer, welcher treuherzig meint, darauf aufzupassen.

Das ist ok, wir kennen uns ja schon zehn Minuten. So lange braucht man nämlich, um vom Hafen in Leticia zum Aeropuerto zu gelangen.

Dort ist das Immigrationsbüro direkt in der sehr überschaubaren Abflughalle untergebracht, und wir erhalten unseren Einreisestempel. Bienvenidos a Colombia!

Zu unserer Überraschung sind das Motocarro, der Fahrer und unser Gepäck auch noch da, und wir fahren direkt in unser Hotel. Kurz darauf gehen wir zu Fuß zu einer der Geldwechselstuben in Leticia, und tauschen dort die peruanischen Soles in kolumbianische Pesos.

Südamerika-Reiseblog: Leticia Infrastruktur für Traveller. So kaufst du die Tickets für das Amazonasboot

Typische Aktivitäten an der Trifrontera sind Ausflüge nach Puerto Narinjo und in den Regenwald auf beiden Seiten des Amazonas. Leticia verfügt über einige Reise-Agenturen, die preiswert und gut sind und die Exkursionen durchführen.

In einem der vielen Reisebüros in Leticia erfahren wir von einem freundlichen Herrn: Wer von der Trifrontera aus weiter den Fluss mit einem der langsamen und grossen Boot befahren möchte, kann in Leticia nur Tickets für das Schnellboot zurück nach Iquitos kaufen.

Die Tickets für die Boote nach Manaus gibt es nur in Tabatinga an der Mole. Auf Spanisch ist dies die Muelle.

Wir schnappen uns also ein Motocarro, sausen nach Brasilien, und der Fahrer kennen den richtigen Ort. Das Ticketoffice für die barcos lentos ist im kleinen Terminal an der Mole von Tabatinga.

Nur Barzahlung, nur in brasilianischer Währung!

Es gibt zwei Banken in Tabatinga, und es gibt ein Limit für Bargeldzahlung, welches momentan 800 Reales ist. Das Ticket für eine Kabine für die Fahrt nach Manaus kostet ca. 1500 Reals, man muss das Limit also zweimal ausnutzen, um das Bargeld zusammen zu bekommen.

Der Motocarrofahrer unseres Vertrauens wartet.

Brasilianische Banken können voll sein, so mein Eindruck, aber nicht alle Leute warten an den zahleichen Geldautomaten.

Manche scheinen dort allerdings auch Bargeld für Freunde und Verwandte abzuholen, es kann also dauern…

Kreditkarten von Mastercard haben funktioniert in Tabatinga, sicher erschien es mir auch. Am hellichten Tag sind dort viele Menschen, und die beiden Banken liegen sich an einer stark befahrenen Strasse gegenüber.

Die Trifrontera zu verlassen, wenn man denn sein Ticket für das Amazonas Boot hat, ist wieder sehr einfach. Ab zum Flughafen von Leticia, Ausreisestempel und Adios Colombia! Wer früh morgens in Brasilien weg muss, kann auch am Abend vorher sich den Stempel in Kolumbien besorgen. In Tabatinga Brasilien bekommt man den Einreisestempel für Brasilien in der örtlichen Polizeistation, welche in der Nähe der Mole liegt – wie praktisch!

An uns wurden also einige Motocarros reich! Nun ja, fast, es sind keine hohen Beträge. Viel Gepäck sollte man auch nicht dabei haben, die Tuktuks sind klein…

Wer nicht mit dem Schiff die Trifrontera verlassen möchte, der kann auch fliegen. Tabatinga als auch Leticia haben Flughäfen, und Iquitos, Belem, Bogota und Manaus sind von dort täglich zu erreichen.

Von Manaus fliegt man nach Sao Paulo und von dort geht es z.B. nach Foz do Iguacu zu den dortigen Wasserfällen, Brasiliens meistbesuchte Sehenswürdigkeit.

So geht Südamerika
Per Boot auf dem Amazonas: Iquitos nach Manaus, über Trifrontera und Leticia

Amazonas: Mit dem langsamen Booten nach Manaus

Es sind diese traumerfüllenden Reisen, die an sich, diametral zu dem, wie man es sich erträumt hat, in Wirklichkeit recht unspektakulär ausfallen. Ich jedenfalls habe immer davon geträumt, irgendwann einmal in Südamerika den Amazonas in einem der dort üblichen Boote hinab zu fahren.

Nicht an Bord eines Kreuzfahrschiffes, nicht auf einer sausenden Piroge, sondern auf einem Boot, welches so aussieht wie im Film „Fitzcarraldo“. Und dies wäre nicht der Südamerika Reiseblog, wenn ich es nicht einfach tun würde. Und darüber schreibe.

Sich diesen Traum zu erfüllen erfordert etwas Vorarbeit, aber reisetechnisch betrachtet ist es einfach, mit der Anreise über Iquitos, Peru, und Leticia, Kolumbien.

Die in der Gegend des Dreiländerecks zwischen Brasilien, Peru und Kolumbien sogenannten „langsamen Boote“ (barcos lentos auf Spanisch, slow boats auf Englisch) sind es, mit denen ich fahren wollte.

Sie verfügen – neben dem obligaten Hängemattendeck – auch über kleine Kabinen mit eigener Dusche und Toilette, und einem Bett. Das es sich hierbei nicht um das Ritz bzw. die QE2 handeln würde, war klar. Wie sehr „basic“ es allerdings an Bord des Amazonas-Schiffes sein würde, dazu später mehr in diesem Artikel.

Die langsamen Boote (slow boat) der Art eines Fitzcarraldo Flussdampfers fahren auf dem Amazonas nur noch innerhalb Brasiliens. Der Ort am Oberlauf des Flusses, kurz vor der Grenze nach Kolumbien, dort wo die langsamen Boote losfahren, heisst Tabatinga.

In Tabatinga an der Mole erhält man die Fahrkarten, die Auskunft wann das nächste Boot fährt, und wie lange es dauert, und hier fahren die Boote auch ab.

Das Angenehme bzw. ungewöhnliche ist: Man kann die Tickets für die Boote NICHT online kaufen, und es gibt auch keinen einsehbaren Fahrplan. Ob die Boote jahrein, jahraus am selben Tag verkehren, vermag ich nicht zu sagen, ich weiss nur eins: sie fahren nicht täglich, sondern eher so, und das ist jetzt ein Beispiel: Dienstags, Donnerstags und Samstags.

Reisezeit Tabatinga nach Manaus: Drei Nächte, vier Tage. Beispiel: wer Dienstags losfährt, kommt Freitags an, gegen Mittag.

Wer also ab Tabatinga losfahren möchte, bis Manaus oder noch weiter bis Santarem oder Belen, der muss im Schiffsterminal (Spanisch: „la muelle“) von Tabatinga auflaufen, und zu allem bereit und flexibel sein. Es gibt also keine Pauschaltouristen, Gruppenreisen, und Horden von Backpackern. Die meisten Reisenden sind Einheimische.

Übrigens: Die Schnellboote (barcos rapido) nach Manaus fahren täglich und benötigen 36 Stunden für die Fahrt.

Mit dem Boot nach Manaus: Das kosten die Tickets, so kauft man sie

In Tabatinga heisst es: Mit Bargeld bezahlen. Eine Kabine für 2 Personen, Tabatinga bis Manaus, inklusive Mahlzeiten, kostet 1100 Reales, ca. 250 Euro. Bargeld lacht, keine Karten, Kreditkarten schon gar nicht. Die Tickets für die langsamen Boote gibt es nur an der Mole in Tabatinga, nicht bei den Reiseagenturen in Leticia.

Die Dame im Ticketoffice sprach übrigens gut spanisch, was praktisch war, da mein Portugiesisch nicht vorhanden ist, und man in Brasilien auch irgendwie ein anderes Portugiesisch als das mir nur rudimentär bekannte zu sprechen scheint.

Wie auch immer, an den Banken in Tabatinga gibt es Bargeld, allerdings ggf. an den Automaten gedeckelt und limitiert.

Unser Boot fuhr um 11 Uhr los, um 8:00 war Boarding, und man nimmt diesen Prozess in Tabatinga durchaus ernst.

Nach mehreren Kontrollen unseres Tickets erhielten wir ein Bändchen wie auf dem Traumschiff, das allerdings später niemand mehr irgendwo kontrollieren wollte.

Dann wurde das Gepäck sehr akkurat in eine Linie auf dem Boden gepackt, welche die Polizei auch immer wieder peinlichst genau begradigte. Warum sie das taten, kann ich mir nur dadurch erklären, dass der Drogenhund, welcher darauf das Gepäck beschnüffelte, ein leichtes Aspergersyndrom zu haben schien. Da muss alles bündig liegen!

Amazonas per Schiff individuell bereisen
Die Kabine auf dem Amazonas Boot

An Bord der Itaberaba: Kabine vs. Hängematte

Jedenfalls, dann ging es auf das Boot, und man darf sein Gepäck selber tragen. Im Unterdeck kommt die Fracht hinein, auf das erste Oberdeck werden die Hängematten gespannt, auf das zweite Oberdeck dürfen die Kabinengäste. Irgendwer hatte dann auch den Schlüssel für unser kleines, sehr kleines Reich, und irgendwann konnten wir hinein.

Die Schiffskabine für unsere Amazonasfahrt war ca. 2 x 2 Meter, es stand ein Bett darin, Wände und Boden waren aus Metall, und das war alles. Direkt dahinter die ebenfalls metallene Duschkabine mit einer Dusche an der Decke und einem kleinen Waschbecken sowie der Toilette, alles inklusive Bilge, für das Duschwasser. Eine hübsche kleine Gefängniszelle für die drei Nächte und vier Tage lange Fahrt nach Manaus. Das ist ok, wenn auch, wie anfangs erwähnt, doch recht „basic“.

Ob man also eine Kabine nimmt oder das Hängemattendeck, bleibt jedem selbst überlassen.

Vorteil der Kabine: eigene Toilette und Dusche.

Wie auch immer, es war leidlich sauber, das Bett frisch bezogen, und unsere Toilette, welche mit braunem Amazonaswasser spült, würden wir nicht zu teilen haben.

Und dann, mit leidlich pünktlicher Abfahrt bei sengender Hitze, hatten wir vier Tage Zeit, uns am Amazonas satt zu sehen.

Das Boot legte in den ersten beiden Tagen noch recht regelmässig an ordentlich getrimmten kleinen Dschungelstädtchen an. Die Crew bewältigte Taschen, Koffer, Paletten, Mehl- und Betonsäcke, Baumaschinen, Frachtgüter aller Grössen und Formen jeweils manuell und auf der Schulter aus dem Boot und an die Mole oder umgekehrt zu tragen.

Am letzten Tag hielt das Schiff gar nicht mehr an. Der Amazonas gleitet vorüber, genauer gesagt, der Fluss ist ja immer da. Es ist der Wald, welcher vorüber gleitet. Unentwegt. Wer Augen hat zu schauen, und einen Sinn für die Schönheit des Seins, dem wird nicht langweilig werden. Sicherheitshalber sollte man dennoch ein bis zwei Bücher dabei haben!

Das Essen an Bord des Amazonas Bootes

Die Essenzeiten auf dem Amazonas Schiff in Richtung Manaus waren: Frühstück 6:30, was bedeutete, dass ich nie frühstücken würde auf diesem Boot. Mittagessen um 12, Abendessen um 16:00 Uhr.

Die sehr freundlichen Damen der Küchencrew klopften sogar am ersten Morgen an unsere Kabinentür, damit wir nix verpassten! Zu Essen gab es Fleisch mit Sosse und Spaghetti oder Reis, alles sehr lecker, glaube ich. Als Vegetarier und Nichtfrühaufsteher der ich nun mal bin hiess das: Drei Tage Spaghetti Mittags und Abends, kein Frühstück. Passt also für mich!

Man nimmt die Mahlzeiten in gepflegter Runde mit den anderen Passagieren ein, das fand ich ganz nett!

Es gibt an Bord noch einen kleinen Kiosk, am Heck des Oberdecks, hier werden Getränke, Zahnpasta, Chips, Duschgel etc. verkauft. Man braucht auf das Amazonas Boot nichts zu Essen oder Trinken mitbringen, wenn man nichts spezielles Essen oder Trinken muss oder will.

Die Atmosphäre auf dem Boot fand ich sehr angenehm und entspannt, die Brasilianer sind irgendwie cool, freundlich, sehr sympathisch.

Der Kioskmann tauschte mir mein kolumbianisches Geld gegen kühle Coke, was ich als sehr Klasse empfand. Und einer der Crewleute kam jeden Abend auf das Oberdeck, um seine Lieblingssoap im TV zu sehen, und kurz und freundlich Hallo und Guten Tag zu mir zu sagen. Das Ritual des TV Anschaltens und Soap Schauens hat mir sehr gut gefallen! Da sammelte sich immer eine kleine Gruppe an Passagieren, und schaute sehr ernsthaft die mir unbekannte Sendung.

Am vierten Tag kam der Rio Negro und Manaus in Sicht, dort wird an einem stadtnahen Bootsterminal gegen Mittag angelegt.

Der Rio Negro ist noch mal ein sehr beeindruckender Fluss, breit und schwarz fliesst er in Richtung Meer, und das Panorama der Ankunft in Manaus ist einmalig.

Südamerika Reiseblog Traumhaft: Auf dem Amazonas, drei Nächte, vier Tage bis Manaus

Die vier Tage Fahrt auf dem Amazonas sind alles andere als langweilig, man kann einfach schauen und träumen und meditativ den Fluss und den Wald vorüber gleiten lassen.

Der Wald ändert sich ständig, manchmal ist er Kilometer entfernt, manchmal nähert sich das Schiff einer Insel im Amazonas auf zwanzig Meter. Manchmal fliegen Papageien kreischend vorbei, und wer so viel Glück hat wie ich, sieht nachts in einem schwarzen Seitenarm des Flusses, der zu einem kleinen Hafen führte, einen rosa Delfin vorbeitauchen, wie ein Schemen. So dass man Sekunden später dachte: Habe ich das eben wirklich gesehen? Ja, ich hatte, ich bin mir ganz sicher, glaube ich.

Amazonas per Schiff individuell bereisen
Südamerika für Traveller: Private Kabine auf dem Amazonas Boot. Das Bad.

Das Erlebnis, mit dem slow boat den Amazonas hinab zu fahren, bis nach Manaus, davon hatte ich immer geträumt. Es jetzt einfach getan zu haben, war fast zu einfach und zu wenig kompliziert. Die Vorbereitungen mit der Anfahrt über Iquitos und Leticia waren ebenfalls piece of cake, wie die Amerikaner sagen, aber umso schöner.

Abenteuer können manchmal auch einfach nur funktionieren, sind sie dann noch Abenteuer? Müssen Abenteuer abenteuerlich sein?

Oder werden sie zu traumhaften Reisen, wenn man leichten Herzens an sie heran geht, und sorglos erlebt? Ich weiss es nicht. Und es ist letztlich auch egal, denn: Traum erfüllt ist Traum erfüllt, und jedem, der vom Amazonas träumt, kann ich nur raten: Fahr doch einfach hin und tue es. Es ist einfach!

Mehr Info und mehr Brasilien: Die Iguazu-Wasserfälle sind eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südamerikas.

Einreisestempel für Brasilien nicht vergessen! Den Stempel gibts in der Polizeistation in Tabatinga, welche unweit der Muelle liegt. Die Fahrer der Motocarros kennen den Weg.

Reisezeit: Die beste Reisezeit für eine Amazonas-Bootsfahrt ist während der Trockenzeit (Juli bis Dezember), wenn die Wasserstände niedriger sind.

Von dc

DC ist Gründer und Autor auf dc-travel. Hier schreibt er über Südamerika, nerdiges Reisen, Aviation und Ausrüstung für unterwegs. Ob Offenbach oder die Osterinsel, es ist die Exotik, die ihn reizt. Also, lets go, oder besser: Vamos!